Aktuelle Studie liefert erschütternde Zahlen

Bild: Angelika Aschenbach

Die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Lisa Gnadl, hat sich über das Ergebnis, der heute veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung über Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt entsetzt gezeigt: „Entscheiden sich Frauen in Deutschland für Kinder, kostet sie das offensichtlich ein Vermögen“, sagte Gnadl am Montag in Wiesbaden.

Die Studie hatte ergeben, dass Mütter im Laufe ihres Lebens rund die Hälfe weniger verdienten als kinderlose Frauen. Frauen mit einem Kind verdienten demnach rund 40 Prozent weniger, Mütter von drei oder mehr Kindern verzeichneten sogar nahezu 70 Prozent Einbußen auf ihrem Lebenserwerbskonto. Väter hingegen verdienten rund 20 Prozent mehr als Männer ohne Kinder. „Die Studie bringt einen weiteren, schwerwiegenden Aspekt in die Gender-Pay-Gap Debatte, bei der bislang die Lohnlücke von Männern und Frauen im Mittelpunkt stand“, so Gnadl. „Es ist ein Armutszeugnis für ein modernes Land wie Deutschland, dass die Entscheidung für ein oder mehrere Kinder für die Mutter einen derartigen finanziellen Verlust bedeutet, ja sie gar in Gefahr von Altersarmut bringt, so dass sie zusätzlich in eine Abhängigkeit vom Vater ihrer Kinder gerät.“ Ganz offensichtlich sei in Deutschland nach wie vor das Familienmodell des männlichen Ernährers mit der kindererziehenden Hausfrau, oder maximal der Zuverdienerin der Standard. Frauen verzichteten häufig für die Familie auf die Karriere, arbeiteten in Teilzeit oder Mini-Jobs und hätten damit nicht nur weniger Geld in der Tasche, sondern auch deutlich geringere Rentenansprüche als Väter und kinderlose Frauen und Männer.

„Diese Studie belegt ebenfalls, was wir von der hessischen SPD-Fraktion bereits vorausgesagt haben. Die Corona-Krise wird diese finanzielle Ungerechtigkeit weiter verschärfen und wir erleben einen Roll-Back in Sachen Gleichberechtigung. In der Krise sind es nämlich hauptsächlich Frauen, die die Hauptlast der Schul- und Kitaschließungen tragen, für die Betreuung zu Hause und das Homeschooling ihre Arbeitszeit verkürzen oder in Kurzarbeit gehen und so Gehaltseinbußen haben. Überdies drohen ihnen durch die Krise deutlich häufiger Karriereknick und Arbeitsplatzverlust“, so Gnadl.

Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse dieser Studie, forderte Gnadl die schwarzgrüne Landesregierung auf, das Problem nicht länger zu ignorieren. „Es müssen schnellstens Taten folgen, um zum einen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Frauen abzumildern und zum anderen die finanzielle Ungerechtigkeit, die Frauen und Mütter trifft, dauerhaft auszuräumen. Deshalb fordern wir von der SPD-Landtagsfraktion umgehend eine paritätische Besetzung des hessischen Corona-Kabinetts und die Einbindung der Landesarbeitsgemeinschaft hessischer Frauen- und Gleichstellungsbüros in die Diskussion um Maßnahmen zur Krisenbewältigung. Darüber hinaus fordern wir die im Grundgesetz und der Hessischen Verfassung verankerte Durchsetzung der Gleichberechtigung der Geschlechter, durch gute Ganztagsschulen, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine Reform des Ehegattensplittings sowie bessere Bezahlung für systemrelevante Berufe, in denen vornehmlich Frauen arbeiten“, sagte Gnadl abschließend.